VEREINSCHRONIK
Unser Verein dürfte der älteste Fischeiverein auf dem Gebiet des heutigen Hohenlohekreises sein.
Unser 2010 verstorbener Ehrenvorsitzender Walter Krumrein hat anläßlich des 100- jährigen Vereinsjubiläums 1981 eine Vereinschronik erstellt, aus der wir hier zitieren:
“Aus Anlaß des 100-jährigen Jubiläums der Gründung des Hohenloher Fischereivereins Künzelsau e.V. sind hier einige wichtige Ereignisse aus der Vereinsgeschichte festgehalten. Die Geburtsstunde des Hohenloher Fischereivereins Künzelsau e.V. war im Jahre 1881, als am Sonntag, den 27. März dieses Jahres, zum Zwecke der Constituierung eines Vereins für die Hebung der Fischzucht im Kocher, im Gasthof zur Glocke in Künzelsau eine Versammlung stattfand. Nachdem die Versammlung durch Oberlehrer Schmid eröffnet und Herr Oberamtmann Klaiber zum Vorsitzenden gewählt war, erstattete Herr Schmid Bericht über seine seitherige Tätigkeit und empfahl den Anschluß an den bereits zu gleichem Zweck bestehenden Verein vom oberen Kocher, unter der Vorstandschaft des Grafen Adelmann in Hohenstatt bei Aalen. Als Sektionsvorstand wurde Herr Oberlehrer Schmid gewählt, welchem ein Ausschuß von 8 Mitgliedern, vorläufig auf die Dauer eines Jahres zur Seite gegeben war. Von den sofort beigetretenen 27 Mitgliedern wurden in den Ausschuß gewählt: Die Herren: Müller von Ingelfingen, Schultheiß Brückner von Döttingen, Gutöhrle jun. v. Kocherstetten, Hartner von Niedernhall, Bader zur Aumühle, May, Färber, Schüßler, Partikulier, Bayer, Partikulier von hier.
Schon sehr früh trat unser Verein dem im Jahre 1892 gegründeten württembergischen Landesfischereiverein, dem Vorgänger des heutigen Landessportfischerverbandes Baden Württemberg e.V. bei. Schon im Jahr 1929 zählte der Verein 36 Mitglieder. Sein Vorstand war seinerzeit Otto Naumann, Fabrikant in Künzelsau.
Nur wenige Aufzeichnungen geben Aufschluß über das Vereinsgeschehen bis Kriegsende 1945. Dann aber erschien am 18.12.45 im Amtsblatt folgende Veröffentlichung: Durch den Tod des bisherigen Geschäftsführers Herrn Fabrikant Otto Naumann, durch die starken Veränderungen durch den Krieg und durch die nach dem Zusammenbruch erfolgten Veränderungen sind die Verhältnisse des Fischereivereins neu zu regeln, insbesondere ist eine neue Mitgliederliste aufzustellen. Nach einer Anordnung des Bevollmächtigten für Jagd und Fischerei in Württemberg und Hohenzollern dürfen Fischer, die Mitglieder der NSDAP oder Ihrer Organisationen vor dem 1.5.1937 oder danach Hoheitsträger waren, ab sofort weder ein Fischwasser pachten noch die Fischerei ausüben. Aus bestehenden Pachtverträgen haben sie sofort auszuscheiden. Dies betriftt auch sämtliche bisherigen Mitglieder des Fischereivereins Künzelsau. Wir bitten sämtliche Mitglieder bis 28. Dezember 1945 Erklärungen über ihre Zugehörigkeit zur NSDAP und ihren Organisationen schriftlich einzusenden an das Bürgermeisteramt Künzelsau, Rathaus, Zimmer 1.
Zunächst übernahm Herr Bürgermeister Burkert die Neuorganisation des damaligen Kreisfischervereins Künzelsau (zuvor Fischzuchtverein Künzelsau). Am 22. März 194 7 hat Herr Rechtsanwalt Dr. Burkert die Herren Erich Ellwanger, Robert Stutz, Bernhard Mangold und Georg Schmauz auf sein Büro zum Neuaufbau des Vereins einbestellt. Herr Ellwanger übernahm die Führung des Vereins als 1. Vorsitzender. Beigegeben war ihm als Schriftführer Heinrich Stier und als Kassier Waldemar Kern. Hiervon wurde beim Amtsgericht Künzelsau am 6. April 1948 das Vereinsregister berichtigt. Die 1. außerordentliche Mitgliederversammlung fand am 7. August 1948 im Gasthaus zur Sonne statt, anwesend waren 11 Mitglieder. Anläßlich der am 19. März 1949 stattfindenden Generalversammlung wurde Max Bauer zum 1. Vorsitzenden gewählt. Der Mitgliederbestand betrug 58 Mitglieder. Aus gesundheitlichen Gründen hat Herr Max Bauer am 29.4. 1959 als 1. Vorsitzender sein Amt zur Verfügung gestellt. Sein Nachfolger wurde Herr Karl Horlacher, der als 1. Vorsitzender den Verein bis zum 15. Januar 1966 führte. Als dessen Nachfolger wurde am 16. Januar 1966 Walter Krumrein gewählt. Inzwischen kann der Hohenloher Fischereiverein von Stolz erfüllt sein über das Erreichte. Große Strecken des Kocherflusses konnten als Eigentumsfischereirechte erworben werden.
Dem zielstrebigen Einsatz der jeweiligen Vorstandschaft und den Ausschußmitgliedern ist es zu verdanken, daß der Hohenloher Fischereiverein Künzelsau e.V. in den 100 Jahren seines Bestehens eine kräftige Aufwärtsentwicklung verzeichnen konnte und viel zur Erhaltung und Verbesserung des Fischbestandes in unseren heimatlichen Flüssen beitragen konnte.”
Das Vereinsjubiläum wurde am 30. Mai 1981 in der Stadthalle mit einem großen Festakt gebührend gefeiert, wie die folgender Auszug aus der Hohenloher Zeitung zeigt:
Die damalige Vereinspolitik wurde konsequent fortgeführt und der Verein, seit 1974 als “Hohenloher Fischereiverein Künzelsau e.V.”, entwickelte sich stetig weiter. Walter Krumrein sorgte mit seiner vo-rausschauenden Vereinspolitik dafür, dass angebotene Fortbildungsmöglichkeiten wahrgenommen wur-den und so kam eine Jugendgruppe dazu, interessierte Mitglieder besuchten Schulungskurse für Gewäs-serwarte, als Ausbilder zur Fischerprüfung und als Elektrofischer. Auch die erste Bachpatenschaften im Hohenlohekreis wurde von uns übernommen. Nach 22 Jahren als 1. Vorsitzender übergab er 1988 das Zepter an Kurt Metzger, der diese Politik weiterführte und mit seinem Vorstandsteam diese um Um-welt- und Naturschutzbelange erweiterte. Das Vereinsengagement für die Umwelt durch die Neuanlage von Altarmen, Biotoppflege und die Übernahme von Bachpatenschaften wurde 1991 durch die Verlei-hung eines Umweltpreises des Hohenlohekreis durch Landrat Helmut M. Jahn öffentlich anerkannt.
Achim Megerle und Jürgen Krißmer nahmen den Preis entgegen
Mit dem Kauf des Fischereirechts in der Jagst zwischen Buchenbach und Heimhausen zusammen mit dem Hohenloher Fischereiverein Öhringen unter dessen damaligen Vorsitzenden Dr. Manfred Unger begann 1995 eine intensive, freundschaftliche Zusammenarbeit der beiden größten Fischereivereine des Hohenlohekreises, die bis heute anhält.
Zur Finanzierung des Gewässerkaufs mussten alle Register gezogen werden und so kam es zu der Idee, ein Fischerfest zu veranstalten. Nach einem langen Ringen um das “wo und wie” einigten wir uns auf ein 1-tägiges Fest, bei dem der Fisch und das Gespräch miteinander im Mittelpunkt sein sollten. Auf die Verpflichtung einer Musikkapelle wurde deshalb von vorne herein verzichtet und ein Standort in Gewässernähe musste sein. Die Wahl viel dann auf Christi Himmelfahrt als Fixtermin und den Schleierhofer See als Veranstaltungsort. Mit großem Bangen sah der extra zur Organisation gegründete Festausschuß unter der Regie von Dr. Otmar Fünfer dem ersten Fest entgegen, aber es wurde ein voller Erfolg für uns. Zwar mussten wir später dann auf den Forchtenberger Wasen als Veranstaltungsort wechseln, aber der Termin blieb und gehört heute fest zum Festkalender der Stadt Forchtenberg.
Mit der Einführung von Geselligkeitsfischen am Sonntag Vormittag, dem Seniorenfischen, einem jährlichen Angelgeräteflohmarkt und der besonderen Förderung der Vereinsjugend ging die Ära Kurt Metzger nach 18 Jahren dann 2006 mit dem 125-jährigen Vereinsjubiläum zu Ende. Das Jubiläum wurde in der Stadthalle Künzelsau wiederum gebührend gefeiert:
Hinter dem Begriff “Auftritt” versteckten sich der Chor “Pichorbello” aus Ernsbach, die Jazztanzgruppe aus Bieringen und der Zauberkünstler Kowa, die zusammen mit den MV-Beats das Festprogramm am 01.04.2006 gestalteten. Die teilnehmenden Mitglieder erhielten eine Jubiläumsuhr und konnten sich an einem vorzüglichen Festbuffet erfreuen.
Seit 2006 leitet Jürgen Schierle aktuell den Verein und entwickelt diesen unter dem seit Walter Krum-rein dem Vorstandshandeln zugrunde liegenden Motto “”Erst wägen, dann wagen” kontinuierlich weiter. Es gelang ihm, weiter Fischereirechte zu kaufen und neue Gewässerstrecken anzupachten. So kamen einige neue Gewässer im Raum Mulfingen und Ingelfingen hinzu und die Mitgliederzahl stieg auf bis zu 400 Mitglieder an, welche aber als absolute Obergrenze anzusehen ist.
Heute wird der Vereinsvorsitzende von 3 weiteren Vorständen unterstütz und die Arbeit untereinander aufgeteilt. Daneben werden alle wichtigen Vereinsangelegenheiten im 19- köpfigen Ausschuss diskutiert und dort werden auch alle relevanten Beschlüsse mehrheitlich gefasst. Die Vereinsarbeit wird darüber hinaus von vielen Mitgliedern aktiv unterstützt, die sich in den verschiedensten Positionen engagieren und einbringen. Hier seien nur der Geräte- und Gewässerwart, Jugend- und Pressewart, der Vergnü-gungs(Fest)ausschuss, die Ausbilder zur Fischerprüfung, die Besatzhelfer und die Helfer in der Jugend-gruppe stellvertretend genannt. Ohne diese vielen zupackenden Hände wäre ein Verein in dieser Grö-ßenordnung heute schlichtweg nicht mehr führbar und könnte seine Aufgaben nicht mehr bewältigen.
Vergleichen wir die Herausforderungen, die an unseren Verein bei seiner Gründung 1881 bestanden mit denen von heute, muss man feststellen, dass sich die Welt inzwischen gewaltig verändert hat. Nicht nur 2 Weltkriege und das Wirtschafswunder der Nachkriegszeit liegen dazwischen, sondern unsere Gewäs-ser sind seitdem ganz anders geworden. Der Mensch hat seine Umwelt in der Zeit seit der Vereinsgrün-dung an seine Bedürfnisse angepasst, ohne auf die Natur Rücksicht zu nehmen. Mit der zunehmenden Industrialisierung wurden die Gewässer zu Abwasserkanälen degradiert und hochwasserkonform ausge-baut. Erst mit Beginn der 80’er Jahren kam hier ein Umdenken der Verantwortlichen zustande und man kümmerte sich um die Reinigung der Abwässer und die Renaturierung der Gewässer. Wir Angler waren damals die ersten Rufer in der Wüste und mussten lange um Anerkennung kämpfen. Heute stehen wir wieder beinahe mit dem Rücken zur Wand, denn die aktuellen gesellschaftlichen Strömungen des Natur- und Tierschutzes stellen sich unserer seit Jahrtausenden bestehenden Leidenschaft neuerdings entge-gen.
Ganz aktuell zeigen uns heute die dramatischen, erstmals unmittelbar spürbar werdenden Folgen des Klimawandels, was uns noch erwartet. Ein bißchen bange kann es da einem schon werden. Eine gewalti-ge Aufgabe kommt da auf die jüngere Generation in unserer Gesellschaft zu.
Leider lässt das Engagement für das Ehrenamt, ohne das kein Verein existieren kann, immer mehr nach und Ersatz für ausscheidende Funktionsträgern lässt sich nur schwer finden. Aber dieses Phänomen scheint schon länger zu bestehen, denn schon Wilhelm Busch verfasste dazu folgendes Gedicht:
Aber lassen wir den Kopf nicht hängen, es werden sich auch in Zukunft hoffentlich engagierte Vereinsmitglieder finden, die den Verein im Sinne seiner Gründungsväter weiterführen werden. Ich bin da optimistisch und mir sicher, dass wir 2031 unser 150-jähriges Vereinsjubiläum gebührend feiern werden. Ich freue mich schon darauf!
Achim Megerle
Schriftführer